Heute möchte ich euch eine Geschichte erzählen mit dem Titel:
Ein Fall für Thomas Vogelschreck
In dieser Geschichte fallen übrigens Schüsse. Echt jetzt?
Geraume Zeit hat es bei uns aus Osten in regelmässigen Abständen manchmal zweimal, manchmal dreimal geknallt. Es begann bei Sonnenaufgang und stoppte auch nicht, wenn wir im Bett lagen. Waren wir bei der Arbeit, haben wir über den Tag natürlich nichts davon mitgekriegt, aber an den Samstagen, Sonntagen fiel uns die Knallerei auf. Waren da Jäger im Wald? Fand in Lenggenwil unten eine Party statt? Verballerte jemand seine 1. August Raketen vom letzten Jahr? Fanden in Rudenwil Schiessübungen statt?

Als es am Pfingstmontag um halb sieben Uhr, als wir Frühaufsteher gerade so gemütlich unseren ersten Kaffee schlürften, dreimal hintereinander laut knallte, fand ich es an der Zeit, ein paar Nachstellungen zu betreiben. Ich schrieb ein Mail an unseren Gemeindeschreiber. Er antwortete, dass er von keinen Schiessübungen wisse, aber im Gemeinderat nachfragen würde.
Es knallte derweil rätselhaft weiter. Manchmal im Abstand einer Viertelstunde, manchmal einer halben. Manchmal fielen drei, manchmal nur zwei Schüsse. Und nein, Chriesichracher waren es keine. Die Kirschen waren und sind noch nicht reif.
Am Freitagabend, endlich Wochenende, hatte ich genug. Das Rätsel drohte mir den Schlaf zu rauben. Eben waren wieder Schüsse gefallen, eindeutig aus Richtung Gabris. Es war Zeit, mit eigenen Augen zu sehen, was da seit Wochen vor sich ging. Nun, wir fanden nichts. Nichts, das schiessen und lärmen konnte jedenfalls. Immerhin sahen wir am Waldrand einen einsamen Landwirt auf seinem Acker Placken stechen. Vielleicht wusste er was?

Er wusste es. Sein Cousin, seines Faches Bio-Landwirt habe auf seinem Maisacker einen akustischen Knallapparat aufgestellt, nachdem die Krähen im letzten Jahr der Saat mächtig geschadet hätten. Dieses Jahr nun wolle er nicht dreimal aussähen. In unserer Gegend gebe es eben ausserordentlich viele Krähen, weil die Greifvögel fehlten, da es keine grossen Einzelbäume mehr gebe.
Die Krähen tun sich nämlich nur am Bio-Mais gütlich und lassen den konventionellen, gebeizten, links liegen. Kluge Kerlchen! Die Menschen sollten von ihnen lernen.

Jetzt ist wieder Ruhe eingekehrt: die Maispflanzen sind stark genug, die Krähen haben das Interesse verloren.