Mut zur Provinzialität – Welcome to Switzerland

Nach einer dreiwöchigen, sehr erholsamen und vielseitigen Ferienreise durch Kanada hat mich die Schweiz wieder. Direkt aus der kanadischen Metropole Toronto – der Stadt, in der ich vor über 20 Jahren mal gewohnt habe – lande ich in Zürich, das auch gerne eine Weltstadt wäre.

Kulturschock: Von der kanadischen Metropole…

Kulturschock: Von der kanadischen Metropole…

Doch nicht Weltstadt-Atmosphäre begrüsst mich in der kurzen Bahnfahrt vom Dock E zum Flughafen-Hauptgebäude, sondern – passend zum Wahlsonntag – Mut zur Provinzialität.
Das anfängliche Vogelgezwitscher aus dem Bahnwagen-Lautsprecher fand ich, trotz Irritation durch dir herbstliche Kälte draussen, noch angenehm, doch mir als dann nach dem Jodel auch noch die „Muh“-Rufe einer Kuh durch in die Ohren schallen war mir wieder klar: Dieses Land schaut nicht nach vorne, sondern ist rückwärtsorientiert.

Nach einem langen, schlaflosen Flug ist man etwas gereizter als sonst. So ärgerte ich mich darüber, dass die ankommenden Fluggäste vor der Passkontrolle nicht, wie ich es mir von Kanada gewohnt war – durch eine einzelne Schlange gelotst werden, sondern es wird vor jedem Zollhäuschen eine einzelne Schlange gebildet. Nun ist Anstehdisziplin wahrlich keine Stärke von Schweizern. Doch es war eine Kanadierin, die sich mit ihren beiden Kindern vor dem Zollhäuschen derart scharf vor mich hinstellte, dass sie mir beinahe auf die Füsse stand.

Vor der Zugfahrt mussten wir dann noch unsere eben gestern abgelaufenen Halbtax-Abos verlängern bzw. in einen Swiss Pass umwandeln lassen. Angenehme Überraschung: Vor den vier offenen Schaltern gibt es eine einzelne Kolonne, sodass wenigstens das Anstehen nicht zum Stress würde. Auf Stress aus war dann jedoch der SBB-Schalterangestellte, der nicht die Geduld und Freundlichkeit an den Tag legte, wie ich ihn mir von den meisten seiner Kolleginnen und Kollegen gewohnt bin. Er hatte an meinem bestehenden Passfoto herumzukritteln und wollte, dass ich ein neues mache. Zu umständlich, sagte ich, da unser Zug in einer knappen Viertelstunde fuhr. Löse ich heute eben ein ganzes Billett und meinen Swiss Pass irgendwann später. Dauert wirklich nur eine Minute, sagte Beamte, und schickte mich los zum SBB-Fotografen. Eine halbe Minute brauchte ich bereits bis zu den Schaltern, die allesamt besetzt waren, worauf ich gleich wieder zurückkehrte. Dies schien den wackeren Beamten zu ärgern. Er wurde unwirsch und herablassend. Unwirsch und herablassend kann ich auch gut, vor allem nach einem achtstündigen Flug ohne Schlaf und mit Stalldrang. Der Uniformierte begann mit den Augen zu rollen, während ich darauf achtete, das letzte Wort zu haben. Regula löste derweil geduldig unsere beiden Billette und ihren neuen Swiss Pass.

… direkt ins beschauliche Oberheimen.

… direkt ins beschauliche Oberheimen.

Trotzdem ist es schön, wieder in der Heimat zu sein. Die herbstlichen 6 Grad sind angenehm warm gegen den scharfen, eiskalten Wind, der uns in den letzten beiden Tagen in Toronto begleitet hatte und der – wie ich aus vergangenen Jahren weiss – von nun an die Stadt bis im April heimsuchen wird. Die Holzheizung macht das ausgekühlte Haus schnell wieder warm, und gleich gibts wieder Kaffee. Keinen Drip Coffee, sondern richtigen.

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3 Antworten zu Mut zur Provinzialität – Welcome to Switzerland

  1. Christian Raschle schreibt:

    Welcome Home, man hat euch vermisst.
    Jede Woche hatte es ein bisschen mehr Laub auf euren Autos und ich habe mich ernstlich gefragt ob es wohl möglich wäre, das eventuell soviel davon runterfällt, Ihr eure Autos nicht mehr findet 🙂

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