Erntesegen

Herbst ist wundervoll. Wir leben getreu dem Motto: Sie sähen nicht und ernten doch. Dabei muss ich jedoch einen Zusatz vermerken: Wenn wir genug Zeit haben. Denn nicht immer passt die Freizeit zur Apfelannahme in der Landi. Da bleiben die Äpfel halt liegen, weil einfach keine Energie mehr da ist. Nur schmerzt es mich, die Äpfel verfaulen zu lassen, statt Most daraus zu pressen, den ich nun halt im Laden kaufen werde. Ja, vergangene Woche musste ich Überstunden leisten und habe viel verdient. Ich kann mir den Möhlmost leisten, aber das dünkt mich einfach pervers.

Obwohl unsere Ernte buchstäblich vom Himmel fällt, ohne Anstrengung und Kosten unsererseits, braucht das Auflesen von der Vorbereitung bis zum Abschluss gut und gerne zwei Stunden. Für ein Kilogramm gewöhnliches Mostobst, und dazu gehören unsere Boskoop, Glockenäpfel, Gravensteiner und Sauergrauech, gibts etwa 20 Rappen. Kommt dazu, dass die Wage auf 10 Kilogramm genau wägen kann, natürlich zur Ungunst des Kunden. Nein, von unserer Farmarbeit können wir nicht leben. Und trotzdem erwächst mir daraus die tiefste Zufriedenheit. Herbst ist wunderbar. Und ich muss es nochmals sagen: Herbst ist wunderbar.

Und dann liegen da noch tausend Nüsse im hohen Gras. Ein kleinster Teil ist aufgesammelt und soll an der warmen Herbstsonne noch ein Weilchen trocknen, bis ich daraus feine Brownies und andere Leckereien backen kann. Aber zuerst müssen dann die Nüsse noch geknackt werden, gell. Ja, wir merken’s, ein Haufen Handarbeit steckt in einem Guetzli, das dann so schnell gegessen ist. Nur der Genuss, den macht keine Edelpatisserie wett.

Hab ich schon gesagt, dass noch etwa 1 Million Nüsse am Baum hängen, von denen beim nächsten Wind wieder tausend runter fallen? Habe ich schon gesagt, dass nur ich Baumnüsse esse in diesem Haus? Wer gerne welche hat, kann gerne welche haben, muss sie nur selber zusammen lesen. Also, bis bald unterm Nussbaum in Oberheimen. Nach dem Nüsseauflesen gibt’s Tee oder Kaffee.

Hab ich schon gesagt, dass es zu Hause so schön ist, dass ich gar nicht zur Arbeit fahren will?

Über Regula Babajeza

Ich habe schon nachhaltig gelebt, da war das Wort noch nicht erfunden.
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Eine Antwort zu Erntesegen

  1. langsamleben schreibt:

    Das hört sich fast wie im Schlaraffenland an. Fast, weil einem dort die Tauben ja schon gebraten in den Mund fliegen.
    Schade dass ihr so weit weg wohnt, sonst käm ich gerne zum Nüsse aufsammeln und Teetrinken vorbei.

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