Der Sommer ist da und mit ihm erwacht mein Kampfgeist gegen den Baumtropf in meinem Blumengarten vor dem Haus. Jäten ist angesagt und so ziehe ich die Gartenhandschuhe an, packe eine kleine Hacke und den Korb fürs Unkraut. Schnell ist er voll. Nicht dass ich diese Pflanze nicht schön finde, die auch Girsch oder lateinisch wohlklingend aegopodium podagraria genannt wird. Die dreiteiligen Fiederblättchen kommen einzeln aus der Erde und sind wiederum dreifach eingeschnitten. Der Blattrand ist gezähnt, die Blattform lanzettlich. Die Doldenblüte erscheint erst im Juni auf einem bis zu einem Meter hohen Stiel und ist weiss bis rosa. Sieht nicht nur hübsch aus, klingt auch hübsch. Das eigentliche Problem ist jedoch der enorme Lebens- und Verbreitungswillen der Pflanze. Aber vermutlich sehe ich das einfach falsch. Müsste ich sie nicht für ihre Hartnäckigkeiten bewundern?
„Der Baumtropf hat einen kriechenden, stark wuchernden Wurzelstock, der mit langen Ausläufern grosse Kolonien bildet“, steht in meinem Buch über Botanik geschrieben. Was aber nicht geschrieben steht, ist, dass die zugegeben schöne Pflanze andere Pflanzen erbarmungslos verdrängt. Alle anderen Pflanzen sind in ihrer Arte jedoch ebenfalls schön und geben meinem Garten zudem die Berechtigung, den Namen Blumengarten zu tragen. Ich hätte wirklich gerne einen reichen, farbenfrohen Blumengarten. Deshalb mein nicht enden wollender Kampf gegen den Baumtropf. Die Methode: schwächen, schwächen, schwächen. Und so grabe, hacke und zerre ich über die wüchsigen Monate immer wieder an den leidigen Wurzeln herum. Leider ist das einzige, das schwächer wird, meine Kraft und dadurch mein Kampfwille.
Ich kann nicht mehr und sehe ein, um nicht zu verzweifeln, muss ich definitiv meine Optik ändern. Wie gesagt, die Pflanze ist auf ihre bescheidene Art wirklich schön. Weiter lese ich auch: „Der Girsch wurde früher sowohl als Gemüse- als auch als Heilpflanze angebaut und war in Kloster- und Bauerngärten sehr willkommen. Wegen seiner schmerzstillenden Wirkung bei Gliederbeschwerden erfreute er sich grösster Beliebtheit. Besonders bei rheuma- und gichtgeplagten Menschen sollte er nicht im Speiseplan fehlen“ (nur nebenbei sei erwähnt, dass ich – bis jetzt wenigstens – weder an Rheuma noch an Gicht leide). Als kaum ausrottbares Unkraut ist der Baumtropf übrigens erste seit den fünfziger Jahren verpönt.
Sollte das nicht Motivation sein, die schöne und heilbringende Pflanze in meinem „Blumen“garten zu rekultivieren? Endlich einmal ein Renaturierungsprojekt, das weder Mühe noch Kosten verursacht.
Danke fürs Rezept. Damit ich überhaupt merke, dass der Girsch im Garten weniger wird, gibts dann wohl den ganzen Frühling lang davon. 😉
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Nun ja, mein Tipp im Kampf gegen den Giersch: ganz einfach aufessen! Allerdings musst du im Frühling damit beginnen. Jetzt im Sommer ist es zu spät, jetzt heisst es tatsächlich jäten, jäten, jäten. Oder aber dem Giersch einfach sein Plätzli lassen und dafür im Frühling zugreifen und als feines Gemüse geniessen. Ein Rezept aus Meret Bisseggers Kochbuch „Meine wilde Pflanzenküche“: Gedämpfter Giersch mit blauen Kartoffeln.
1 Prise Meersalz,
1-2 EL Zitronensaft
1 EL grober Senf
2 EL Zitronen-Olivenöl
1 EL Haselnussöl
1/4 Knoblauchzehe gepresst Alle Zutaten zu einer Salatsauce mischen
3-4 blaue Kartoffeln Im Dampf weich kochen, schälen und in Stücke schneiden
(ich habs stattdessen auch mit gedämpften Rüebliwürfeli gemacht)
2 Handvoll junge Gierschblätter mit Blattstiel 3 Min. im Dampf garen, in Stücke schneiden, zusammen mit den Kartoffeln zur Sauce geben und lauwarm servieren. Hat sogar meinem „heiklen“Ehemann geschmeckt!In Merets Kochbuch hats noch weitere Rezepte, Suppe oder Risotto mit Giersch. Also, im Frühling rein in den Kochtopf dann hast du vielleicht im Sommer nicht mehr so viel zu jäten.
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Your plant belongs to the same family as a „weed“ that covers many waste places here. It’s called Queen Anne’s Lace (Daucus carota). Beautiful white umbels along almost every road. Will you try the Girsch for gout?
Your cherries are beautiful. Wish ours had produced so well. I love sour cherry jam.
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Gerne doch. Das gibt einen schönen Kontrast zum Weiss. Aber bitte erst nach dem Sommerlager.
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Ich hätte Storchenschnabel anzubieten!
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Dieses Renaturierungsprojekt hatte wohl auch unsere Vormieterin. Und richtig, nach ein paar Jahren ohne jegliche Einflussnahme verdrängt der Giersch alles andere. Na gut, hier und da wuchsen die ersten Eichen und Buchen heran und in einigen Jahren hätten sie wahrscheinlich das Mikroklima zu Ungunsten des Giersches verändert, aber bis dahin hätte er allein geherrscht.
Nach einiger Internetrecherche habe ich heraus gefunden, das Storchenschnabel wohl als einziger dagegen halten kann und bis jetzt kann ich das bestätigen.
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