Die Kirschen in meinem Garten

Schon im Frühling sah es gut aus für unsere Kirschen, war doch das Wetter über Wochen schön und warm, so dass das Bienenvolk emigst um die vielen Blüten summte. In anderen Jahren hat oft schon das schlechte Wetter den Bluescht vernichtet. In Abständen streifte ich in den folgenden Wochen durch den Obstgarten, um den Fortschritt der Früchte zu beobachten. Es sah gut aus, aber die Erfahrung lehrt, dass man erst ernten soll, wenn die Frucht reif ist und sich also nicht in Tagträume über die Anschaffung eines neuen Kirschenentsteiner verliert, Backrezepte sammelt, Konfitürengläser zählt und hübsche Etiketten für die Beschriftung kauft, bevor der Tag der Ernte da ist. Zuviel kann mit den delikaten Kirschen passieren. Schrotschuss, Rötel, denn wir spritzen unsere Bäume nicht. Vogelschwärme oder Regen im letzten Moment können den Früchten zusetzen.

Heute ist der Tag der Ernte da. Die kleinen Schwarzen sind reif, die Weichseln oder Sauerkirschen, deren Konfitüre wunderbarst schmeckt, dürften in zwei Tagen so weit sein, wenn nicht …. Aber daran will ich jetzt nicht denken. Vordergründigster Gedanke ist im Moment, wie ich an die süssen Steinfrüchte, meine Lieblinge, überhaupt heran komme. Ich trage die Leiter aus der Scheune, versuche sie so sicher wie möglich an den Baum zu stellen und zudem so nah an die begehrten Trophäen, wie es nur geht.

Ich weiss nicht, obs am Baum, der in den letzten Jahre des freien Wuchses sehr in die Höhe geschossen ist, oder obs an der Leiter liegt, die sich sehr wacklig erweist, wenn ich sie nur ein bisschen ausstosse und vier Sprossen hochklettere. Die Kirschen sind einfach nie da, wo ich bin. Oder umgekehrt, ich bin nicht da, wo die Kirschen sind, so oft ich die Leiter umplatziere. Dazu bläst ein Westwind, der mich veranlasst, den Griff an der Leiter, stehe ich erst mal oben, unter keinen Umständen zu lockern. Meine Gedanken schwenken zu meinem Schwiegervater selig, den bis ins Alter nichts davon abhalten konnte, im Herbst auf die Bäume zu klettern. Ein mutiger Mann, tatsächlich.

Ein kleines Körbchen voll Kirschen konnte ich trotz aller Widrichkeiten dennoch ernten. Und die schmecken nach der Anstrengung besonders gut.

Über Regula Babajeza

Ich habe schon nachhaltig gelebt, da war das Wort noch nicht erfunden.
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