Kopfweiden – Alte Mannli mit wilden Haaren

Heute ist Gartenwetter. Endlich habe ich Zeit und Lust, die Weidenstecklinge zu setzen, die mir mein Kollege (begeisterter Korbflechter) und eine liebe Freundin vorbeigebracht haben. Erstere sind speziell fürs Korbflechten bestimmt, letztere stammen von meinen vor acht Jahren gesteckten Kopfweiden, die sich bereits gut entwickelt haben. Im Verlauf der Jahre und mit dem richtigen Schnitt versehen, würden auch aus den Stecklingen 2011 Kopfweiden entstehen. Ich muss in diesem Sommer allerdings gut darauf achten, dass sie nicht gleich mit dem Heu abgeschnitten werden.

Kopfweiden sind ein traditionelles Element vieler Kulturlandschaften. Die Weidenruten wurden von der Bronzezeit bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts v.a. zum Binden und Flechten genutzt. Bestehende Kopfweiden zu erhalten und zu pflegen, ist ebenso sinnvoll wie das Pflanzen neuer Exemplare, denn ohne grossen Aufwand und Hilfsmittel können diese Kleinstrukturen die Landschaft und den Siedlungsraum bereichern.

Kopfweiden bieten Lebensraum für verschiedene Käferarten (u.a. Rosenkäfer, Weberbock und Moschusbock), Schmetterlinge wie der Weidenbohrer und Ameisen, die im weichen Holz und im Mulm leben. Zahlrahlreiche Schmetterlingsarten wie der Trauermantel und der Grosse Schillerfalter haben sich zudem auf Weidenblätter spezialisiert. Die früh blühenden Weiden werden von Wildbienen rege genutzt. Es erstaunt nicht, dass Fledermäuse und Vögel wie Spechte und Baumläufer von diesem reich gedeckten Tisch profitieren. In den Nischen und Löchern der knorrigen Köpfe alter, hochstämmiger Kopfbäume finden Höhlenbrüter wie Steinkauz, Hohltaube, Wendehals und Gartenrotschwanz aber auch Fledermäuse Unterschlupf. Auch bietet das dichte Astgewirr gute Nist- und Ruheplätze. Selbst Pflanzen können in den mit nährstoffreichem Mulmhumus gefüllten Nischen Fuss fassen.

Bis es soweit ist, wird es allerdings noch ein paar Jährchen dauern. Wenn aber gleich alle meine Stecklinge anwachsen (wie das bis jetzt in jeder Pflanzung der Fall war), wird eine ganze Reihe alter Mannli mit wilden Haaren unser Wiesenbord schmücken. Und der Korber kann sich an reichem Ertrag für seine Körbe freuen.

Über Regula Babajeza

Ich habe schon nachhaltig gelebt, da war das Wort noch nicht erfunden.
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3 Antworten zu Kopfweiden – Alte Mannli mit wilden Haaren

  1. Maria schreibt:

    Appreciate you blogging thiis

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  2. Pingback: Die Früchte der Arbeit – One Morning’s Achievement « Babajezas Wundertüte

  3. all8 schreibt:

    I really like the last picture. Makes one wonder if perhaps Tolkien knew more about the world than the rest of us.

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